Dienstag, 22. September 2009

Wenn Regisseure zu wenig lieben ...

... dann kommen die neuesten Filme von Atom Egoyan und Woody Allen heraus - San Sebastián-Blog, 2. Folge

Von Rüdiger Suchsland

"Chloe", das ist der erste Film von Atom Egoyan, zu dem der Kanadier nicht selbst das Drehbuch schrieb, eine "Auftragsarbeit", wie Egoyan auf der Pressekonferenz auch selbst sofort freimütig einräumte. So sieht das Ganze dann auch aus: Ein Film, der aus Sicht des Regisseurs spürbar eine Mischung aus Langeweile und Gelassenheit bestimmt ist. Die Passion fehlt.
Trotzdem kann man "Chloe" einiges abgewinnen. Der diesjährige Eröffnungsfilm beim Festival von San Sebastián ist ein Thriller aus dem Alltag, mit dem sich der Regisseur von "The Sweet Hereafter" zwar weiter von seinen filmischen Ursprüngen entfernt, sich aber immerhin eine Weile auf den Spuren von Hitchcock bewegt.

Julianne Moore spielt die Ärztin Catherine. Ihren Mann, einen Universitätsprofessor (Liam Neeson) hat sie im Verdacht, fremdzugehen. Um die Treue ihres Mannes zu testen, verpflichtet sie Chloe, ein attraktives Highclass-Callgirl, das ihre Arbeit in den gehobenen Kreisen findet. Wie vorhergesehen lässt sich David tatsächlich verführen ... Ganz witzig ist jetzt Egoyans Ansatz, sich auf Catherine zu konzentrieren, die ihrem Mann nun nicht etwa eine Szene macht, sondern die Affaire weiter finanziert, und sie sich von Chloe in allen Details berichten lässt. Aber bald verliert sie die Kontrolle über das Geschehen – und der Zuschauer das Interesse.

So weit, so sehr erinnert das ans bürgerliche Boulevardtheater aus dem späten 19. Jahrhundert. Das könnte man auch über "Whatever Works" sagen, Woody Allens neuen Film – außer dass dessen Dialoge viel witziger sind. Das Drehbuch schrieb Allen bereits zur Zeit von "Der Stadtneurotiker", aber diese Nachricht hätte er besser unter Verschluss gehalten, dann hätte alles vielleicht unter "Alterswerk" durchgehen können. So aber stößt der misanthropische, kalte Grundzug des Films bitter auf. Was bleibt, ist ein alter Mann, der jedem jungen hübschen Mädchen, das ihm über den Weg läuft, Vorträge über die Vergänglichkeit der Jugend hält – und darüber, warum Beethoven nichts taugt. Das ist ein bisschen zu wenig.

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