Samstag, 12. September 2009

Erste Preise in Venedig

Goldene Aale für Makhmalbaf, Knuchel, Castellitto - Venedig Blog, 12. Folge

Von Rüdiger Suchsland

Der "Gran Premio Bisato D'Oro" (in etwa: "Der goldene Aal") dürfte der einzige Preis auf einem Filmfestival sein, der von einer Kneipe vergeben wird. Aber das Ecklokal "Bar Maleti" an der Gran Viale Santa Elisabetta auf dem Lido von Venedig, etwa zehn Fahrradminuten vom Festivalgelände entfernt, ist ein besonderer Ort. Da es hier weder Partys, noch so etwas wie ein Festivalzentrum gibt, hat sich das "Maleti" in den letzten Jahren vom Geheimtip des Lieblingslokals unseres Freundes und Kollegen Josef Schnelle zum Nachkino-Treffpunkt eines Großteils derjenigen, unter den "wichtigeren" Kollegen aus Europa gemausert, die nicht gern früh ins Bett gehen, und auch nach Ende des letzten Films so gegen 2 Uhr nachts noch ein Bier und ein Sandwich bekommen möchten. Vor allem Kritiker aus Spanien, Österreich, Osteuropa, Deutschland und natürlich Italien treffen sich hier, und reden, streiten, versöhnen sich Abend für Abend über die Filme des Festivals.
Vor drei Jahren gründeten der Kritiker Ugo Brusaparco und Barbesitzer Claudio Maleti einen Preis, den "Gran Premio Bisato D'Oro della critica independente", der seitdem so etwas wie der "Unabhängige Kritikerpreis" von Venedig ist. Als Trophäe gibt es immerhin einen goldgelben Aal aus Murano-Glas und gefeiert wird zur Preisvergabe mit reichlich Prosecco, Käse, Schinken - und natürlich Aal.

In diesem Jahr ging der "Gran Premio Bisato D'Oro" an die iranische Regisseurin Hana Makhmalbaf für ihren an dieser Stelle schon mehrfach erwähnten Film "Green Days", sowie an den italienischen Darsteller Sergio Castellitto für seinen tatsächlich eindrucksvollen Auftritt in Jacques Rivettes ansonsten eher blassem "36 vues du Pic Saint Loup". Und an den Regisseur Stefano Knuchel für den eindrucksvollen "Hugo en Afrique" eine Meditation über den "Corto Maltrese"-Erfinder Hugo Pratt.

Alle Preisträger kamen zur Preisverlehung, drei Fernsehteams und zahlreiche Kritikerkollegen waren auch da - man mag sich einen Moment verwundert die Augen reiben, aber wenn man es richtig anstellt, kann eben auch aus einer Schnapsidee was Gutes werden. Und zumindest für Hana Makhmalbaf, die hier außer Konkurrenz auftritt, vom Festival in einem überraschend schäbigen Hotel einquartiert wurde - man wundert sich manchmal, und kann nur hoffen, es waren wirklich keine Zimmer mehr frei - und nach "Green Days" nicht mehr in ihre Heimat zurückkehren kann, mag diese ehrliche, verdiente Anerkennung Gold wert sein.

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