Wenn Poesie und Politik sich treffen: Ein thailändischer Geisterfilm gewinnt die Goldene Palme und auch sonst ging es spirituell zu, beim diesjährigen Filmfestival von Cannes
Von Rüdiger Suchsland
Gefasst und kühl war Juliette Binoche nur äußerlich. Ihre flammende, auch für Cannes-Verhältnisse überaus lange Dankesrede spiegelte aber, was in ihrem Herzen vor sich ging: Wut und Trauer über die Verhältnisse im Iran, vor allem aber über die Unterdrückung der Kunst. Gerade hatte die Binoche, eine der Großen des französischen Kinos, aber doch nach wie vor immer ein wenig im Schatten einer Catherine Deneuve, einer Jeanne Moreau und einer Isabelle Huppert stehend, den Preis für die beste Darstellerin beim Filmfestival von Cannes überreicht bekommen - für den Film "Copie conforme" des iranischen Regisseurs Abbas Kiarostami, - da hielt sie ein Plädoyer für die Freiheit der Kunst und den im Iran inhaftierten und seit einer Woche im Hungerstreik befindlichen Regisseur Jafar Panahi.
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Die Verbindung von Poesie und Politik vereint auch die Filme, die am Sonntagabend zum Abschluss der Filmfestspiele in Cannes die wichtigsten Preise überreicht bekamen: "Of Gods and Men" vom Franzosen Xavier Beauvois und vor allem "Uncle Boonmeem who can recall his past lives" vom Thailänder mit dem nur auf den ersten Blick unaussprechlichen Namen Apichatpong Weerasethakul.
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Eine oberflächliche Lesart der Preise mag den Verdacht nahelegen, hier habe die Jury um Präsident Tim Burton vor allem politisch Bedeutsames prämiert: schließlich kommt der Sieger aus Thailand, von woher derzeit täglich neue Meldungen über blutige Straßenkämpfe Europa erreichen, Weerasethakul ist dort ein bekannter Oppositioneller, und es ist keineswegs sicher, ob er so bald gefahrlos in seine Heimat zurückkehren kann. Zudem gibt es in "Uncle Boonmeem…" einen Erzählstrang der die Rolle des immer wieder putschenden Militärs kritisiert. Xavier Beauvois' Film handelt direkt von einem Konflikt zwischen Christen und Muslims - ist also auch politisch überaus aktuell.
Aber das ist nur die Oberfläche: Wenn man in den vergangenen 12 Tagen die 21 Filme des Wettbewerbs und anderes außer Konkurrenz oder in den Nebensektionen verfolgte, muss man zugeben: Es sind genau diese beiden Filme, so verschieden sie auch sind, die die beiden wichtigsten Säulen des Weltkinos - Sensibiltät und Engagement, Eigensinn und Offenheit, Konsequenz und Erfahrung, oder wenn man so will: Ästhetik und Politik - am allerbesten und am subtilsten verknüpften.
Demgegenüber waren andere Werke wie Alessandro Inárritus überhitzter "Biutiful" und Mike Leighs, in den Kritikerspiegeln favorisierter "Another Year" unbedeutend und didaktisch. Trotzdem war der Preis für Weerasethakul eine Überraschung für viele.
Es sage keiner, er habe diesen Film verstanden: Worum es geht? Um Seelenwanderung und Reinkarnation, und man muss kein Spiritualitätsskeptiker sein, um das für einen unverfilmbaren Kinostoff zu halten. Der Onkel Boonmee des Titels wird bald sterben, reist mit seinen Angehörigen in die Natur des thailändischen Dschungels und erinnert sich an seine vergangenen Leben. Er war einmal ein Fisch, ein Wasserbüffel, es geht um Magie, um Animismus, um die Aufhebung der Grenze zwischen Geist und Natur.
Für - unfreiwilliges? - Gelächter sorgten regelmäßig auftauchende zottelige Waldgeister, die aussahen wie "King Kong" in Menschengröße. Aber Thai-Soldaten kommen auch vor, buddhistische Mönche, Bilder aus Abu Ghraib - Kino als Bewusstseinsstrom, aber weil es aus dem fernen Osten kommt, kann man darüber nicht so produktiv streiten, wie über den neuen Godard und sein Manifestkino. Stattdessen dominiert Bedeutungsverdacht die Reaktionen der europäischen Kritiker, die dann andächtige Sätze schreiben, wie dass sich dieses Kino "jeder einfachen Deutung entzieht". Was natürlich stimmt, aber doch auch für Godard gilt, dem man dann aber lieber jene Unverständlichkeit vorhält, die man bei Weerasethakul für putzige Fernöstlichkeit hält, oder für den Beweis von Tiefe.
Wobei die Unverständlichkeit Godards übrigens ungleich geringer ist.
Entscheidend ist aber vielleicht trotzdem gar nicht, was wir sehen, sondern wie: Man hört die Grillen zirpen und andere Dschungelgeräusche, meist herrscht Zwielicht, und die Einstellungen sind lang. Man sollte es zugeben: Nicht wenige professionelle Festivalbesucher fielen während der Vorstellung am neunten Tag des Wettbewerbs erschöpft in einen mehr oder weniger verdienten Schlaf.
Alles wirkt fast wie eine Kunstinstallation und seit jeher macht Weerasethakul, der Liebling einer sehr bestimmten Kunstszene in Europa, auch Kunst fürs Museum. Und dort scheinen seine Filme manchmal eher hinzugehören als ins Kino.
Aber Kino ist am Ende eben doch alles, was auf einer Leinwand läuft, und so nutzt der Preis für Weerasethakul dem Kino als Ganzem: Ein Symbol für seine Freiheit, dafür, dass Kunst dazu da ist, ihre Grenzen auszuloten und manchmal zu überschreiten.
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Ist das nun ein Zeichen für die Krise des Kinos oder gerade eins für seine Lebendigkeit? Werden, wo alles zu wanken scheint, und man bei Akropolis als erstes an Apokalypse denkt, auch die Filme verrückt? Oder gelingt es eher dem Kino gerade in Krisenzeiten dem Alltag Impulse zu geben? Weerasethakuls Kunst der Geduld und des genauen Hinschauens muss man so verstehen. Und auch Xavier Beauvois' "Of Gods and Men": Der erzählt von einem kleinen katholischen Mönchskloster in Algerien. Die Mönche sind nur neun und meist alt. Sie kümmern sich um die Dorfbewohner und bekommen Ärger mit den islamischen Fundamentalisten - denen sie andererseits sonderbar nahe stehen. Dass der Film auf einer wahren Geschichte beruht, tut nichts zur Sache, wichtig ist, wie sensibel und vielschichtig der Regisseur vom Glück und der Liebe erzählt, vom Glauben und einem Martyrium - denn das alles nicht gut ausgehen kann, ist den Mönchen und dem Publikum früh klar. Die zwei Hauptpreise gab es also für Filme, die spirituelle Erfahrungen ins Zentrum rücken. Ist das die These des Weltkinos zur aktuellen Krise? Können nur Götter uns noch retten? Oder sind derartige Gedanken eher die kurzfristige Folge eines zwölftägigen Kinomarathons, der einem schon einmal die Bodenhaftung nehmen kann?
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Es war ein überaus merkwürdiges Jahr in Cannes: Lange nicht hatte man bezüglich der Preise derart im Dunkeln getappt. Noch nie war ein Cannes-Wettbewerb so ohne Richtung geblieben, und dabei auch ohne echte Überraschungen, ohne Provokationen. Auch die sonst so starke Nebenreihe "Quinzaine" schwächelte. Trotzdem sah man viele starke Filme - nur war die Spannbreite viel geringer und ein negatives Erlebnis häufiger als sonst bei diesem wichtigsten Festival der Welt.
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Das ging auch vielen anderen ähnlich. Wer Lust hat einmal nachzulesen, der kann internationale - und vor allem: jüngere - Punktewertungen im Blog der "Revista del Cine" [http://letrasdecine.blogspot.com/2010/05/cannes-2010-tournee-mathieu-amalric.html], außer mir macht aus Deutschland auch Cristina Nord mit, ein paar Amerikaner, der Rest vor allem Spanier und Lateinamerikaner, aber auch die Festivalleiter von Locarno und Buenos Aires.
Ältere Autoren schreiben und stimmen bei "Screen", das Cannes-Daily [http://www.screendaily.com/festivals/cannes/] dürfte aber nicht mehr lange frei online stehen. Ich fand auch den von Josef Lederle geführten Filmdienst-Blog [http://blog.film-dienst.de/] sehr lesenswert.
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Doug Limans Film "Fair Game" im Wettbewerb weiß nicht, was er will. Irgendwie geht es um die Ehe von Naomi Watts, irgendwie geht es um Verschwörung, irgendwie geht es um die gute Seite der CIA. Liman bot die typische amerikanische Verlogenheit: Der Film suggeriert uns, gerade am Ende, dass das System funktioniert, und nur bestimmte Personen falsch oder böse gehandelt haben. Dieser Eindruck ist aber falsch: Das Problem der Ära Bush ist nicht George W. Bush, es ist das System, das Bush möglich gemacht hat. Von Anfang an, beginnend mit seiner illegalen Wahl, gab es Systemversagen. Nicht nur Inmoral, sondern Legalitätsdefizite.
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"Man muss immer anschaffen gehen", sagte die deutsche Schauspielerin, mit der ich mal am Strand saß, "den Zuschauer verführen." Das gilt auch für ein Festival. "Cannes ist der Ort, wo gezeigt wird, was Sache ist im Weltkino, wo der Ton des Weltkinos bestimmt wird." sagt Carlos vom BR und da hat er recht.
Am Ende hatte man es eigentlich schon vorher gewusst: Keine Überraschungen, aber ein paar Filme die wirklich gut und interessant sind, darunter drei, vier, die die Spreu vom Weizen trennen: "Carlos" von Assayas. Godards "Film Socialisme", "Belle Epine" und "Unter Dir die Stadt". Nichts davon im Wettbewerb. Dort war der beste dann mit gewissen Vorbehalten "On Gods and Men".
Von Rüdiger Suchsland
Gefasst und kühl war Juliette Binoche nur äußerlich. Ihre flammende, auch für Cannes-Verhältnisse überaus lange Dankesrede spiegelte aber, was in ihrem Herzen vor sich ging: Wut und Trauer über die Verhältnisse im Iran, vor allem aber über die Unterdrückung der Kunst. Gerade hatte die Binoche, eine der Großen des französischen Kinos, aber doch nach wie vor immer ein wenig im Schatten einer Catherine Deneuve, einer Jeanne Moreau und einer Isabelle Huppert stehend, den Preis für die beste Darstellerin beim Filmfestival von Cannes überreicht bekommen - für den Film "Copie conforme" des iranischen Regisseurs Abbas Kiarostami, - da hielt sie ein Plädoyer für die Freiheit der Kunst und den im Iran inhaftierten und seit einer Woche im Hungerstreik befindlichen Regisseur Jafar Panahi.
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Die Verbindung von Poesie und Politik vereint auch die Filme, die am Sonntagabend zum Abschluss der Filmfestspiele in Cannes die wichtigsten Preise überreicht bekamen: "Of Gods and Men" vom Franzosen Xavier Beauvois und vor allem "Uncle Boonmeem who can recall his past lives" vom Thailänder mit dem nur auf den ersten Blick unaussprechlichen Namen Apichatpong Weerasethakul.
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Eine oberflächliche Lesart der Preise mag den Verdacht nahelegen, hier habe die Jury um Präsident Tim Burton vor allem politisch Bedeutsames prämiert: schließlich kommt der Sieger aus Thailand, von woher derzeit täglich neue Meldungen über blutige Straßenkämpfe Europa erreichen, Weerasethakul ist dort ein bekannter Oppositioneller, und es ist keineswegs sicher, ob er so bald gefahrlos in seine Heimat zurückkehren kann. Zudem gibt es in "Uncle Boonmeem…" einen Erzählstrang der die Rolle des immer wieder putschenden Militärs kritisiert. Xavier Beauvois' Film handelt direkt von einem Konflikt zwischen Christen und Muslims - ist also auch politisch überaus aktuell.
Aber das ist nur die Oberfläche: Wenn man in den vergangenen 12 Tagen die 21 Filme des Wettbewerbs und anderes außer Konkurrenz oder in den Nebensektionen verfolgte, muss man zugeben: Es sind genau diese beiden Filme, so verschieden sie auch sind, die die beiden wichtigsten Säulen des Weltkinos - Sensibiltät und Engagement, Eigensinn und Offenheit, Konsequenz und Erfahrung, oder wenn man so will: Ästhetik und Politik - am allerbesten und am subtilsten verknüpften.
Demgegenüber waren andere Werke wie Alessandro Inárritus überhitzter "Biutiful" und Mike Leighs, in den Kritikerspiegeln favorisierter "Another Year" unbedeutend und didaktisch. Trotzdem war der Preis für Weerasethakul eine Überraschung für viele.
Es sage keiner, er habe diesen Film verstanden: Worum es geht? Um Seelenwanderung und Reinkarnation, und man muss kein Spiritualitätsskeptiker sein, um das für einen unverfilmbaren Kinostoff zu halten. Der Onkel Boonmee des Titels wird bald sterben, reist mit seinen Angehörigen in die Natur des thailändischen Dschungels und erinnert sich an seine vergangenen Leben. Er war einmal ein Fisch, ein Wasserbüffel, es geht um Magie, um Animismus, um die Aufhebung der Grenze zwischen Geist und Natur.
Für - unfreiwilliges? - Gelächter sorgten regelmäßig auftauchende zottelige Waldgeister, die aussahen wie "King Kong" in Menschengröße. Aber Thai-Soldaten kommen auch vor, buddhistische Mönche, Bilder aus Abu Ghraib - Kino als Bewusstseinsstrom, aber weil es aus dem fernen Osten kommt, kann man darüber nicht so produktiv streiten, wie über den neuen Godard und sein Manifestkino. Stattdessen dominiert Bedeutungsverdacht die Reaktionen der europäischen Kritiker, die dann andächtige Sätze schreiben, wie dass sich dieses Kino "jeder einfachen Deutung entzieht". Was natürlich stimmt, aber doch auch für Godard gilt, dem man dann aber lieber jene Unverständlichkeit vorhält, die man bei Weerasethakul für putzige Fernöstlichkeit hält, oder für den Beweis von Tiefe.
Wobei die Unverständlichkeit Godards übrigens ungleich geringer ist.
Entscheidend ist aber vielleicht trotzdem gar nicht, was wir sehen, sondern wie: Man hört die Grillen zirpen und andere Dschungelgeräusche, meist herrscht Zwielicht, und die Einstellungen sind lang. Man sollte es zugeben: Nicht wenige professionelle Festivalbesucher fielen während der Vorstellung am neunten Tag des Wettbewerbs erschöpft in einen mehr oder weniger verdienten Schlaf.
Alles wirkt fast wie eine Kunstinstallation und seit jeher macht Weerasethakul, der Liebling einer sehr bestimmten Kunstszene in Europa, auch Kunst fürs Museum. Und dort scheinen seine Filme manchmal eher hinzugehören als ins Kino.
Aber Kino ist am Ende eben doch alles, was auf einer Leinwand läuft, und so nutzt der Preis für Weerasethakul dem Kino als Ganzem: Ein Symbol für seine Freiheit, dafür, dass Kunst dazu da ist, ihre Grenzen auszuloten und manchmal zu überschreiten.
+++
Ist das nun ein Zeichen für die Krise des Kinos oder gerade eins für seine Lebendigkeit? Werden, wo alles zu wanken scheint, und man bei Akropolis als erstes an Apokalypse denkt, auch die Filme verrückt? Oder gelingt es eher dem Kino gerade in Krisenzeiten dem Alltag Impulse zu geben? Weerasethakuls Kunst der Geduld und des genauen Hinschauens muss man so verstehen. Und auch Xavier Beauvois' "Of Gods and Men": Der erzählt von einem kleinen katholischen Mönchskloster in Algerien. Die Mönche sind nur neun und meist alt. Sie kümmern sich um die Dorfbewohner und bekommen Ärger mit den islamischen Fundamentalisten - denen sie andererseits sonderbar nahe stehen. Dass der Film auf einer wahren Geschichte beruht, tut nichts zur Sache, wichtig ist, wie sensibel und vielschichtig der Regisseur vom Glück und der Liebe erzählt, vom Glauben und einem Martyrium - denn das alles nicht gut ausgehen kann, ist den Mönchen und dem Publikum früh klar. Die zwei Hauptpreise gab es also für Filme, die spirituelle Erfahrungen ins Zentrum rücken. Ist das die These des Weltkinos zur aktuellen Krise? Können nur Götter uns noch retten? Oder sind derartige Gedanken eher die kurzfristige Folge eines zwölftägigen Kinomarathons, der einem schon einmal die Bodenhaftung nehmen kann?
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Es war ein überaus merkwürdiges Jahr in Cannes: Lange nicht hatte man bezüglich der Preise derart im Dunkeln getappt. Noch nie war ein Cannes-Wettbewerb so ohne Richtung geblieben, und dabei auch ohne echte Überraschungen, ohne Provokationen. Auch die sonst so starke Nebenreihe "Quinzaine" schwächelte. Trotzdem sah man viele starke Filme - nur war die Spannbreite viel geringer und ein negatives Erlebnis häufiger als sonst bei diesem wichtigsten Festival der Welt.
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Das ging auch vielen anderen ähnlich. Wer Lust hat einmal nachzulesen, der kann internationale - und vor allem: jüngere - Punktewertungen im Blog der "Revista del Cine" [http://letrasdecine.blogspot.com/2010/05/cannes-2010-tournee-mathieu-amalric.html], außer mir macht aus Deutschland auch Cristina Nord mit, ein paar Amerikaner, der Rest vor allem Spanier und Lateinamerikaner, aber auch die Festivalleiter von Locarno und Buenos Aires.
Ältere Autoren schreiben und stimmen bei "Screen", das Cannes-Daily [http://www.screendaily.com/festivals/cannes/] dürfte aber nicht mehr lange frei online stehen. Ich fand auch den von Josef Lederle geführten Filmdienst-Blog [http://blog.film-dienst.de/] sehr lesenswert.
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Doug Limans Film "Fair Game" im Wettbewerb weiß nicht, was er will. Irgendwie geht es um die Ehe von Naomi Watts, irgendwie geht es um Verschwörung, irgendwie geht es um die gute Seite der CIA. Liman bot die typische amerikanische Verlogenheit: Der Film suggeriert uns, gerade am Ende, dass das System funktioniert, und nur bestimmte Personen falsch oder böse gehandelt haben. Dieser Eindruck ist aber falsch: Das Problem der Ära Bush ist nicht George W. Bush, es ist das System, das Bush möglich gemacht hat. Von Anfang an, beginnend mit seiner illegalen Wahl, gab es Systemversagen. Nicht nur Inmoral, sondern Legalitätsdefizite.
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"Man muss immer anschaffen gehen", sagte die deutsche Schauspielerin, mit der ich mal am Strand saß, "den Zuschauer verführen." Das gilt auch für ein Festival. "Cannes ist der Ort, wo gezeigt wird, was Sache ist im Weltkino, wo der Ton des Weltkinos bestimmt wird." sagt Carlos vom BR und da hat er recht.
Am Ende hatte man es eigentlich schon vorher gewusst: Keine Überraschungen, aber ein paar Filme die wirklich gut und interessant sind, darunter drei, vier, die die Spreu vom Weizen trennen: "Carlos" von Assayas. Godards "Film Socialisme", "Belle Epine" und "Unter Dir die Stadt". Nichts davon im Wettbewerb. Dort war der beste dann mit gewissen Vorbehalten "On Gods and Men".